1 Definition
Als Elektrotherapie wird die medizinische und physiotherapeutische Anwendung von elektrischem Strom bezeichnet. Es gibt mehrere, unterschiedliche Verfahren, denen gemeinsam ist, dass Gleich- oder Wechselstrom durch den Körper fließt.
2 Hintergrund
Elektrische Spannung wird über Elektroden im Wasserbad oder über leitende Elektroden über dieHautoberfläche zugeführt. Bei einigen Verfahren befinden sich die Elektroden auch direkt im Gewebe (funktionelle Elektrostimulation). Wenn ein peripherer Nerv ausfällt, so kommt es zu einer Atrophie der vom Nerven innervierten Muskulatur. Um diesen Abbau zu verhindern, kann elektrischer Reizstrom die Funktion des Nerven simulieren. Außerdem können durch Wechselspannungen nach dem Induktionsgesetz auch Magnetfelder im Körperinneren erzeugt werden. Dieses Prinzip wird bei der transkraniellen Magnetstimulation sowie bei der pulsierenden Signaltherapie genutzt.
3 Stromarten
Je nach Indikation können unterschiedliche Stromarten zum Einsatz kommen.
3.1 Galvanischer Strom (Gleichstrom, Galvanisierung)
Galvanische Ströme führen zu Analgesie, Hyperämie und Stoffwechselsteigerung des Gewebes. Dadurch kann der Heilungsvorgang beschleunigt werden.
3.2 Niederfrequenter Strom (0-1000Hz)
Diese Reizströme erregen Nerven und Muskelfasern und führen zu einer Kontraktion. Sie dienen dem Erhalt von geschwächter oder teilgelähmter Muskulatur.
3.3 Mittelfrequenter Strom (1kHz-100kHz)
Mittelfrequente Wechselströme wirken über Muskelkontraktion und anschließende Entspannung. Außerdem kommt es zu analgetischen Effekten und zu einer Hyperämie.
3.4 Hochfrequenter Strom (>100kHz)
Hochfrequenter Strom erwärmt tief gelegenes Gewebe. Er gilt als durchblutungsfördernd und analgetisch. Außerdem können immunologische Prozesse und der Stoffwechsel im Körperinneren angeregt werden.
4 Therapieziele
Schmerzlinderung
Verbesserung von gestörter Muskel- und Gelenkfunktion
Verbesserung der Durchblutung und Trophik des Gewebes
5 Indikationen
Schmerzsyndrome am Bewegungsapparat
Myogelosen
Muskelzerrungen
Lähmungen
Myasthenie
Inkontinenz (bei Schwächung der Beckenboden- oder Blasenmuskulatur)
Funktionelle Durchblutungsstörungen
Arterielle Verschlusskrankheit im Stadium 1 und 2
Chronische Polyarthritis
Arthrosen
Morbus Bechterew
6 Anwendungsformen
Funktionelle Elektrostimulation
HF-Chirurgie
TENS
Hochtontherapie
Elektrokrampftherapie
Craniale Elektrostimulation
Kardioversion, Defibrillation
Interferenztherapie
Diathermie
Galvanotherapie
7 Nebenwirkungen
Hautschäden (Verbrennungen)
Durchblutungsstörungen
Sensibilitätsstörungen
teratogene Effekte
Herzrhythmusstörungen
8 Kontraindikationen
Herzschrittmacher, bekannte Herzrhythmusstörungen
Malignome
akute Infekte, Fieber
Hämophilie
Metallimplantate
Thrombosen
Arteriosklerose